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1861


Acht Tage vor meiner Ankunft wurde die hiesige Schule aufgeschlagen. Es war Ende Oktober 1859. Von da ging der Bau seiner Vollendung entgegen. Mit welcher Sehnsucht ich dem Ende entgegen sah, kann sich nur der denken, der das frühere Schullocal gekannt hat, der auch weiß, was ein Lehrer daselbst auszuhalten hatte. Gottlob, daß es nun anders ist.

Der Einweihungstag der neuen Schule war auf den 21. Januar 1861 bestimmt. Am genannten Tage versammelten sich in meinem Wohnzimmer : der Herzl. Nass. Schulinspektor, Herr Pfarrer Dickmann von Willmenrod, Herr Pfarrer Schmidt von Gemünden, die Herren Lehrer der Grafschaft Westerburg, die Hr. Lehrer von Langendernbach. Außerdem wohnten noch sonst viele Leute der Einweihung bei.

Der Zug, welcher veranstaltet wurde, ging von dem alten Schullocal nach der neuerbauten Schule. Hier angelangt, sang ich mit meinen Schülern das Lied : Vom h. Gefühl 77 (Siehe Liederheft von Roos ). Darauf hielt Herr Bürgermeister Loos eine Rede und übergab Hr. Schulinspektor den Schlüssel der neuen Schule. Nachdem hielt Herr Schulinspektor eine Rede ( Siehe Schulblatt von 1861 Nr. 8 ) übergab mir den Schlüssel. Nach einer kurzen Rede von mir folgte die Einweihung von Seiten des Herrn Pfarrers Schmidt. Zum Schluße sang ich noch mit meinen Schülern von dem oben benannten Liede den letzten Vers. Der Lehrergesangverein der Grafschaft Westerburg trug die Motette : Singet dem Herrn ein neues Lied 77 von B. Klein vor.

Hiermit wurde die Feier der Einweihung des neuen Schulhauses beschlossen.

Nachher lud ich die genannten Personen nebst Hr. Bürgermeister und den Schulvorstand zu einer Tasse Kaffe ein. Auf Geheiß des Hr. Bürgermeisters hatte ich dies getan, da es in meiner Wohnung am Besten passe. Darum überließ man mir auch den Kostenpunkt mit beinahe fünf Gulden.


1861


Die hiesige Schule, wenn Alles genau berechnet, wird über 7000 Gulden kosten. Trotz der großen Summe sind nur noch 1000 Gulden Schuld da. Mit Wohlgefallen aber muß jeder Bürger auch die jetzige Schule sehen, u. nur der, der nicht überlegen u. bedenken kann, wozu eine Schule dient, kann urtheilen, so hätten wir keine Schule gebraucht, aber man hätte sich noch behelfen können, wie ich es gar oft hören mußte. Wo man aber die Ausgaben für den Schulbau für unnütz erklärt, da wächst wohl die Noth, aber kein Brot, wie Herr Schulinspektor Dickmann so richtig in seiner Rede sagte.

Doch sie steht, und seit dem 22. Januar 1861 wird in derselben gearbeitet und der liebe Gott wolle doch mir und Allen, die noch nach mir hier wirken, seinen Segen zum Gedeihen der Schule geben, damit in ihr die rechten Erden- u. Himmelsbürger erzogen werden. Das wolle Gott, Vater Sohn und heiliger Geist. Amen !











1861


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde am 1. März unter der Leitung des Herrn Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes abgehalten. Es wurden 6 Schüler , 5 Knaben und 1 Mädchen entlassen - und 4 Knaben u.

2 Mädchen aufgenommen.

Jetzige Schülerzahl :

1. Klasse 11 Knaben u. 6 Mädchen = 17

2 „ 9 „ 7 „ = 16

3. „ 12 „ 8 „ = 20

4. „ 13 „ 4 „ = 17

Zusammen 45 Knaben 25 Mädchen = 70 Schüler

Alle sind evangelisch.


1861


Am 23. September war eine Conferenz in Emmerichenhain. Leider war ich durch Krankheit gehindert, derselben beizuwohnen.


1861


Am 26. September wurde unter Leitung des Herrn Pfarrers Schmidt u. in Gegenwart des Schulvorstandes die hiesige Herbstprüfung abgehalten.




1862


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde am 28. April unter Leitung des Herrn Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes abgehalten. Entlassen wurden 8 Schüler, 7 Knaben und 1 Mädchen, aufgenommen 6 Schüler, 4 Knaben und 2 Mädchen.

Jetzige Schülerzahl :

1 Klasse 8 Knaben u. 4 Mädchen = 12

2. „ 11 „ 8 „ = 19

3. „ 11 „ 9 „ = 20

4. „ 12 „ 5 „ = 17

42 Knaben 26 Mädchen = 68

Alle sind evangelisch christlich.


1862


Am 24. September wurde unter Leitung des Herrn Pfarrer Schmidt von Gemünden u. des hiesigen Schulvorstandes die diesjährige Herbstprüfung abgehalten.







1862/63


Es verdient bemerkt zu werden, daß wir uns diesen Winter einer ganz gelinden Witterung zu erfreuen hatten. Einige Tage ausgenommen blieb unsere Gegend ganz vom Schnee verschont. Von großer Kälte war deshalb nicht zu sprechen. Von heftigen Stürmen, welche meistens 3 - 4 Tage dauerten, wurde unterdessen unsere Gegend häufig belästigt.

Mit dem kommenden Frühling jedoch, begannen milde freundliche Tage.



1863


Am 18. Februar d.J. wurde in hiesiger Schule eine Lehrerkonferenz abgehalten.



1863


Die Frühlingsprüfung dieses Jahres wurde am 15. April unter Leitung der Herrn Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes abgehalten. Entlassen wurden 13 Schüler, 9 Knaben u. 4 Mädchen, aufgenommen 12 Schüler, 6 Knaben u. 6 Mädchen.

Ein blindes Kind ( Wilhelmine Schmidt ) konnte nicht aufgenommen werden.

Jetzige Schülerzahl :

1. Klasse 10 Knaben u. 9 Mädchen = 19

2. „ 11 „ 5 „ = 16

3. „ 9 „ 7 „ = 16

4. „ 9 „ 7 „ = 16

39 Knaben 28 Mädchen = 67

Alle sind evangelisch = christlich.



1863


Am 10. September wurde unter Leitung des Herrn Pfarrer Schmidt von Gemünden u. des hiesigen Schulvorstandes die diesjährige Herbstprüfung abgehalten.

Am 30. September 1863 starb der Schüler Karl Schönberger. Jetzige Schülerzahl deshalb 66.















1864


Herzoglische Amt Rennerod

an

Herzoglische Schulinspektion in Willmenrod


Auf Schreiben vom 10. Dez d. J

die Heizung des Lehrsaals

zu Winnen betreffd.

Auf Bericht des Ortsvorstandes zu Winnen hat der Lehrer daselbst die Heizung des Lehrsaals gegen Lieferung von 1 ½ Klafter Buchenholz u. 6 Zain Braunkohle übernommen, so daß hierdurch wohl der fragliche Gegenstand seine Erledigung gefunden hat.

Rennerod, den 7. Januar 1864


1864


Am 28. April wurde unter Leitung des Herrn Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes die diesjährige Frühlingsprüfung abgehalten.

Entlassen wurden 6, u. aufgenommen 7 Schüler.

a 4 Knaben u. 2 Mädchen u. b. 3 Knaben und 4 Mädchen.

Jetzige Schülerzahl :

1 Klasse : Knaben 10 Mädchen 11

2. „ „ 7 „ 4

3. „ „ 12 „ 7

4. „ „ 8 „ 8

Knaben 37 Mädchen 30 = 67

Alle sind evangelisch.


1864


Der 21. Juli d. J. war ein Tag, der wohl der Erwähnung verdient. Es war der Jubiläumstag der 25. jährigen Regierung Sr. Hoheit des Herzogs Adolph von Nassau. Daher will ich einige Zeilen über die Feier dieses Tages niederschreiben.

Die sämmtlichen Ortschaften der Grafschaft feierten das Fest gemeinschaftlich zusammen. Am 20. Juli ertönten in allen Kirchspielorten von 6 - 7 Uhr die Glocken. Gleichzeitig verkündeten 21 Böllerschüsse vom Schlosse zu Westerburg die Wichtigkeit des Tages. Dasselbe geschah auch des morgens von 6 - 7 Uhr am 21. Juli. An diesem Tage war in ganz Nassau Festgottesdienst angeordnet.

Nachmittags 2 Uhr versammelten sich sämmtliche Lehrer der Grafschaft in Westerburg mit ihren Schülern nebst Fahne. Der Festzug, welcher vom Marktplatz ausging, war folgendermaßen geordnet :1. Westerburg, 2. Berzhahn u. Winnen, 3. Gemünden u. Wengenroth, 4. Willmenrod u. Gershasen, 5. Halbs, Hergenroth u. Stahlhofen. Nach den so geordneten Schulkindern kamen die Hr. Bürgermeister u. Vorsteher, die Herrn Geistlichen u. übrigen Festteilnehmer.

Mit wehenden Fahnen in Nassauer Farben bewegte sich der Zug nach dem Oberflecken dem Gräflichen Schlosse zu. Von da ging der Zug nach dem schön gelegenen Festplatze im Gräflichen Walde zu, nämlich nach dem sogenannten Katzenstein. Dort angelangt sangen sämmtliche Lehrer mit den Schülern das 4 stimmige Lied : Nun fünfundzwanzig 77 Schulblatt Nr. 4. Hierauf hielt Herr Schulinspektor Dickmann eine Rede, in welcher er besonders hervorhob. Vaterland u. Landesvater. Am Schlusse dieser gediegenen u. kräftigen Rede erscholl ein 3 faches Hoch.

Gesänge des Gesangvereins von Westerburg nebst Trachten wechselten miteinander ab.

Auch für die liebe Schuljugend gab es noch eine Freude, indem derselben Wecke u. Erfrischung verabreicht wurde.

Gegen 6 Uhr bewegte sich der Zug wieder in derselben Ordnung dem festlich geschmückten Westerburg zu.

Abends wurden die Festteilnehmer noch durch ein bengalisches Feuerwerk erfreut u. mit 21 Böllerschüssen endigte der wichtige Tag.

Am 22 Juli war die Schulfeier, woran sich die Eltern der Schüler beteiligten.

In hiesiger Schule begann die Feier mit dem Lied Nr. 174 des Gesangbuches. Hierauf wurde von dem Lehrer eine Ansprache über die hohe Bedeutung des Tages gehalten. 2 Schüler trugen passende Gedichte vor, auch einige Lieder inzwischen gesungen. Da die 1. Klasse tage vorher sich im Walde am Feste nicht beteiligt hatte, so bekamen sie heute die bestimmten Wecke. Nach dem Liede : Unser Herzog Adolph lebe, u. mit Festgebet wurde die Feier beschlossen u. ich schließe mit den Worten :

Unsern Herzog, Gott erhalte,

Schirme unsern lieben Herrn !



1864


Am 9. September wurde unter Leitung des Herrn Pfarrers Schmidt von Gemünden u. in Gegenwart des Schulvorstandes die diesjährige Herbstprüfung abgehalten.


1864


Mit Freude ergreift der Chronikschreiber die Feder, um einige Zeilen über 2 Stiftungen nieder zuschreiben, welche von der ganzen Lehrerwelt freudig begrüßt wurden. Die Veranlassung dieser Stiftung ist das 25 Jubiläumsfest Sr. Hoheit des Herzogs Adolph am 21. Juli 1864.

Die erste Stiftung ist : Eine Preisstiftung eines Anonymus für die Lösung von Preisaufgaben durch active an Elementarschulen des Herzogtums wirkender Lehrer beider christlicher Konfessionen.

Das Nähere über genannte Stiftung findet man im Circularbuche hiesiger Schule. Der Chronikschreiber kann es nicht unterlassen dem Anonymus den wohlverdienten Dank auszusprechen u. glaubt, daß diese Stiftung von der Nachwelt ebenso freudig begrüßt wird, wie das von der jetzigen Lehrerwelt geschehen ist.

Die 2te Stiftung ist : Adolph Stiftung zur Ausbildung von Lehrerwaisen im Herzogtum Nassau.

Für diese Stiftung können die Lehrer Nassaus unmöglich genug danken u. namentlich die, welche dadurch unterstützt werden. Zugleich verpflichtet uns aber auch die Stiftung Sr. Hoheit dem Herzog sowie den übrigen Lehrerfreunden den ihnen gebührenden Dank zu zollen; denn gerade durch diese reichen Gaben ist es Lehrer stande möglich schon im nächsten Jahre, arme würdige Lehrerwaisen zu unterstützen. Das Nähere über Beiträge u. Statuten dieser Stiftung ist im hiesigen Circularbuch enthalten




1864/65


Der Winter war dieses Jahr lange anhaltend, sehr veränderlich u. kam vor , daß ein u. derselbe Tag die Witterung 3 mal änderte. Schnee im Überfluß.


1865


Am 21. Februar war eine Conferenz zu Berzhahn.


1865


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde unter Leitung des Hr. Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes am 7. Mai abgehalten.

Entlassen wurden 11 Schüler, 5 Knaben u. 6 Mädchen, aufgenommen 9 Schüler, 6 Knaben u. 3 Mädchen

Jetzige Schülerzahl :

Klasse 1: Knaben 10 Mädchen 7 = 17

„ 2: „ 9 „ 9 = 18

„ 3: „ 10 „ 5 = 15

„ 4: „ 9 „ 6 = 15

Knaben 38 Mädchen 27 = 65

Alle sind evangelisch.


1865


Zum letzten mal ergreift der Lehrvicar Dietz die Feder, um noch einige Zeilen, als Lehrvicar von Winnen zu schreiben. Mit Freude vernahm ich am 17. Mai meine Versetzung von hier nach Dessighofen Amt Nassau als Lehrer. 5 Jahre. 6 ½ Monat ist meine Dienstzeit hier gewesen.

Winnens Bürger, dem sämtlichen Schulvorstande sei für ihre mir bewiesene Liebe u. Güte mein innigster Dank dargebracht u. schließe mir den Worten :

Im Herren sind wir vereint

Auch bleibens allerwärts

Lebet wohl.


1865


Eduard Groß von Rod an der Weil folgte dem Lehrvicar Dietz auf die hiesige Stelle mit einem Gehalt von 200 Gulden.

Eduard Groß, geboren den 26ten August 1844 zu Rod an der Weil Amt Usingen. Er besuchte die Elementarschule daselbst 8 Jahre lang, dann das Seminar zu Usingen von 1862 - 1865 und wurde mit dem 15ten Mai 1865 hierher angestellt.


1865


Es gehören noch an Güterstücken zu der Schule zu Winnen zwei Äcker von cirka 28 Ruthen, beide an dem Wege nach Seck gelegen, und eine Wiese an dem Wege nach Westerburg und ein Garten um das Schulhaus. Diese Güterstücke zusammen sind veranschlagt zu sechs Gulden. Ferner gehen von der Besoldung noch 15 Gulden ab für das Wohnhaus.

1865


Den 4ten und 11ten September war eine Conferenz in Westerburg.


1865


Herr Pfarrer Schmidt von Gemünden hielt unter Beisein des Schulvorstandes am 28ten September die hiesige Herbstprüfung ab.


1866


Unter Leitung des Herzl. Schulinspektors Dickmann u. in Gegenwart des sämmtlichen Schulvorstandes wurde am 27. April die diesjährige Frühlingsprüfung gehalten.

Es wurden entlassen 8 Schüler, darunter 6 Knaben und 2 Mädchen, neuaufgenommen 2 Knaben. Ferner kamen noch 3 Kinder aus Berzhahn hierher, nämlich 1 Knabe u. 2 Mädchen, so daß die jetzige Schülerzahl folgende ist :

Klasse I. Knaben 8 Mädchen 4 = 12

„ II. „ 9 „ 12 = 21

„ III. „ 9 „ 4 = 13

„ IV. „ 9 „ 8 = 17

Knaben 35 Mädchen 28 = 63

Alle sind evangelisch.


1866


Mein Dienstzeit an diesem Orte war eine sehr kurze, denn mit dem 1. November bin ich ganz unerwartet nach Homberg versetzt worden. Doch habe ich diese kurze Zeit recht glücklich erlebt.

Darum lebet wohl, Ihr Bürger und Schulbehörden, auch in mir schlägt ein dankbares Herz für Eure große Achtung und Liebe, die Ihr mir während meines kurzen Hierseins stets bewiesen habt.


Winnen, den 29ten Oktober 1866

Ed. Groß Lehrvicar




Die durch die Versetzung des Lehrvicars Groß varcant gewordene Schulstelle dahier wurde mit dem 1. November 1866 mir dem Lehrvicar Adolph Haas übertragen. Ich bin geboren den 8. September 1844 zu Löhnfeld A. Marienberg, woselbst ich die Elementarschule 8 Jahre lang besuchte. Nachdem ich vom Jahre 1860 - 1863 das Seminar zu Usingen besucht, wurde ich als Lehrvicar nach Bretthausen A. Marienberg, einen

nur eine Viertelstunde von meinem Geburtsorte entfernten Dorfe berufen, welche Stelle ich 31/2 Jahre bekleidete. Im letzten halben Jahre jedoch, mußte die Schule daselbst weise versehen werden, da auch das Vaterland zu den Waffen rief. So bin ich denn gezwungen, hier noch Einiges über den Verlauf des weltgeschichtlichen berühmten Sommers 1866 nachzuholen, da mein Vorgänger denselben mit Stillschweigen übergangen hat.

Es kann nun freilich nicht meine Aufgabe sein, die Feldzüge des genannten Sommers hier bis ins Detail zu erzählen, es mögen vielmehr nur die bedeutendsten Thatsachen derselben folgen.

Schleswig Holstein, der Zankapfel, der schon so manchen Tropfen Blut gekostet, sollte auch dieses Jahr (wenigstens dem Meinen nach) die Ursache eines Krieges, und zwar nicht eines solchen, wie 2 Jahre vorher, wo es galt, deutsche Brüder von fremden Joche zu befreien, wo es galt, die „ hartnäckigen „aus Germaniens Fluren hinaus zu treiben, sondern diesmal leider! eines deutschen Brüderkrieges werden. Die beiden deutschen Großmächte Österreich und Preußen, die anno 1864 vereint die Schanzen von Düppel und die Insel Alsen erobert, sahen einander schamlos an, und so kam es, daß sie sich bald gerüstet bis zu den Zähnen gegenüber standen. Der deutsche Bund, den Österreich, gegen welches auch Italien zu Felde gezogen war, die Sache verlegte, vermachte auch nicht, die Einheit wieder herzustellen, und beschloß mit großer Majorität der Stimmen am 4. Juni die Mobilmachung gegen Preußen. So Stand denn ganz Deutschland in den Waffen, und zwar Österreich mit seinen Alliierten, den ganzen Mittel - und Kleinstaaten Deutschlands mit Ausnahme Mecklenburg, Braunschweig und Sachsen Coburg gegen Preußen, das in Deutschland keine Verbündeten, aber an Italien einigen Rückhalt ( indem Österreich dorthin eine nicht unbedeutende Macht schicken mußte ) hatte. Der Kriegsschauplatz war somit ein zweifacher. Der eine sah die Kämpfe zwischen Preußen ( das seine dortige Armee „ Elbarmee „ nannte ) und Österreich, und war in Böhmen, da an der vorzugsweisen Lage, bayrisches Gebiet berührend ( um den Main herum ), die zwischen Preußen ( die diese seine Mainarmee nannte ), und den Verbündeten der Reichsarmee. Hannover, das zu der Reichsarmee durchzubrechen hoffte, wurde von den Preußen abgeschnitten und nach höchst tapferer Gegenwehr bei Langenalsen überwunden. Zu der Reichsarmee zählte auch das Kontingent Nassau , das aber vorläufig bemerkt, nur ganz wenig ins Treffen gekommen ist, so daß wenigstens der Nassauer Bürger nächst anderen von Verlusten nicht auch den seines Sohnes zu beklagen hatte. Merkwürdiger weise war dieser Krieg, der einem Bruderkrieg äußerst heftig zu werden drohte, in sehr kurzer Zeit abgemacht, so daß er auch der „ Siebenjährige Krieg „ genannt wird. Nicht gering jedoch sind seine Erfolge und Folgen. Was zunächst den Kämpfen an Böhmen anlangt, so waren das wohl, die wichtigste und entscheidendsten. Dort standen sich zwei Völker gegenüber, von dem jedes ein Großes aufs Spiel setzte. Doch zur Thatsache Die erste Armee Preußens hatte in den letzten Tagen des Juni siegreiche wenn freilich mitunter auch noch recht blutige Gefechte bei Turnau bestanden, während welcher Zeit die 2 Preußische Armee singend vordrang durch die Gebirge der Grafschaft Glatz, nachdem sie vorher die Kämpfe Trautenau gewannen, so daß sich auf dem rechten Ufer der oberen Elbe am 2. Juni 3 preußische Armeen vereinigten, diesen gegenüber, auf dem rechten Ufer unweit Königgrätz, hatte sich Sachsen und Österreich postiert. Hier kam es also am 3. Juli zu dem ewig denkwürdigen, folgewichtigen Schlacht bei Königgrätz, worin Österreich gänzlich geschlagen wurde, so daß Preußens Truppen in kurzer Zeit Böhmen durchzogen, Prag ohne Schwertstreich nahmen und nicht mehr sehr weit entfernt waren von der Hauptstadt des ruhmbedeckten Austria, trat ein Waffenstillstand ein, dem der Friede folgte. - Wie in Böhmen so behauptete auch am Main Preußens Schwert Schlachtfeld auf Schlachtfeld. Wie schon erwähnt, erlagen die Truppen Hannovers bei Langensalza. Die Bayern wurden in mehreren Gefechten bei Kissingen das bedeutendste ) geschlagen, die Österreich u. Hessen ( vom 8. Armeecorps ) erlitten bei Aschaffenburg eine Niederlage, so rückte Preußen am 16. Juni in der alten Reichsstadt Frankfurt ein. Kurhessen Nassau und Hannover waren schon längst erruppiert worden. Die Folgen, die des gewiß höchst merkwürdigen und auffallenden Krieges waren für Preußen nichts weniger als unbedeutend. Freilich auch für ganz Deutschland. Zunächst wurde Österreich aus dem deutschen Bunde ausgeschieden, dieser aber getheilt in den nord- und süddeutschen, welchen ersteren Preußen erste Stunde dessen Verfassung einen Parlament anheim gegeben sind. Außer einigen kleineren Territorien von Bayern u. Vormstadt avantirte Preußen die Länder „ Hannover „,“Kurhessen Nassau „und die freie Stadt Frankfurt. Sie ist also unser Herzogthum das lange unter der Regierung eines Herzogs in Frieden und Ruhe bestanden hat, eine „preußische Provinz „geworden. Am 8ten October. wurde die Einverleibung zubliriert und preußische Gesetze und Rechte treten mit dem 1. Oktober 1867 in Kraft. Unsere letzten Herzöge aber, den Herzog Adolph von Nassau ( nun mehr freilich Erzherzog ) wird in jeder treuen Brust, auch wenn er nicht mehr der Herr der Gebieter ist, stets ein Herz voll Dankbarkeit und warme Liebe schlagen. Besonders wird ihm die Elementarschule, für die er sich große Verdienste erworben, immer in guten Andenken behalten müssen, wenn anders sie sich nicht des schnöden Undankes schuldig machen will.

Am 29. September hielten die nassauischen Lehrer eine Lehrerversammlung in Limburg, die den Zweck hatte, durch eine nach Berlin gesande Petition zu bewirken, daß die für Nassau bestehenden Schulgesetze auch fernerhin soviel, als möglich, beibehalten würden.

Der Winter 1866/67 war nicht sehr strenge, der Schnee hatte selten auf längere Zeit eine bleibende Stätte.



1867

Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 20. März von Hr. Schulinspektor Dickmann abgehalten. Mit Ausnahme des Hr. Pfarrer Schmidt, der zwar gekommen war, aber wegen durchnässter Kleidung der Prüfung nicht beiwohnen konnte, war sämmtlicher Schulvorstand zugegen.

Es wurden 5 Knaben und 6 Mädchen entlassen, aufgenommen dagegen wurden nur 5 Mädchen u. 3 Knaben, so daß der numerige Stand der Schule folgender ist.

Knaben Mädchen Summe

Cl. I. 9 6 15

Cl. II. 7 8 15

Cl .III. 8 8 16 Hierbei ein blindes Mädchen

Cl. IV. 8 6 14

Sa. 32 28 Im Ganzen 60 Schüler


Schon das Frühjahr 1867 sollte beweisen, daß die alt bekannte Bauernregel : „Wenn’s nicht wintert, dann sommerts auch nicht. „ oft eintrifft, denn dasselbe war so regnerisch, daß im April nur ganz wenig an der Aussaat geschehen konnte. Noch mehr aber hat sich oben angeführtes Wetter den diesjährigen Sommer beweisen. Nachdem es lange anhaltend geregnet hatte, trat eine mehrere Wochen dauernde Trockenheit ein, so daß der Frühling schon auf keine absonderliche Ernte hoffen ließ, und in der That ist dieselbe wo nun auch nicht gerade ganz schlecht, so doch wenigstens sehr spärlich ausgefallen.

Die Herbstprüfung wurde am 22. September von Hr. Pfarrer Schmidt abgehalten.







1868


Die diesjährige Frühlingsprüfung fand am 5ten März statt.

Entlassen wurden 3 Mädchen u. 4 Knaben, aufgenommen dagegen 9 Mädchen und 6 Knaben. Die Schule zählt also jetzt 65 Schüler in folgender Aufteilung auf die Klassen:

Knaben Mädchen Im Ganzen

Kl. 1 9 14 23 In Kl. 1 ist ein Knaben, welcher

Kl. 2. 8 4 12 wegen mangelhafter Körperent-

Kl. 3. 9 11 20 wicklung die Schule nicht besuchen

Kl. 4. 8 5 13 kann.

Sa. 34 34 Im Ganzen 68 In Kl. 3 ist ein blindes Mädchen

Alle Schüler sind evangelisch.



Die durch die Versetzung Adolph Haas vacant gewordene Lehrerstelle dahier wurde mir am 15. Mai 1868 übertragen. Da ich mich jedoch nicht kräftig genug fühlte, an einer so großen Schule zu wirken, so übertrug mir königl Reg. auf meinen Wunsch mit dem 1. Juli die Lehrvicarstelle zu Heiligenborn.

Winnen, den 29. Juni 1868

A. Haas

Lehrvicar



Durch die Versetzung des Adolph Haas vacant gewordene Lehrvicarstelle zu Winnen wurde mir am 1. Juli 1868 übertragen. Ich Friedrich Robert Acker, Sohn des Lehrers Ludwig Acker, bin geboren den 14ten Dezember 1848 in Langenbach Amts Hachenburg. In meinem 4ten Lebensjahre wurde mein Vater nach Kirburg versetzt. Daselbst besuchte ich die Elementarschule bis zu meinem 11ten Lebensjahr. Die übrige Zeit bin ich in Münster Amts Runkel in die Schule gegangen. Nach bestandener Coniursprüfung habe ich das Seminar zu Usingen von 1865 - 1868 besucht und wurde nach bestandener Abiturientenprüfung in die Zahl der Schulamtskandidaten aufgenommen. Meine Kandidatenzeit verlebte ich in Münster, wo selbst ich unter der Aufsicht meines Vaters schon in meinem Berufe wirkte.

Die Schulinspektion, zu welcher Winnen gehörte, wurde im Jahre 1856 dem Herrn Pfarrer Dickmann zu Willmenrod übertragen. Er bekleidete diese Stelle bis zum Jahre 1868, wo Königl. Regierung den Herrn Pfarrer Ilgen in Emmerichenhain als Schulinspektor ernannte.

Die Witterung d.J. war im Allgemeinen für die hiesigen Bewohner eine befriedigende. Der Sommer war sehr heiß, aber trotz dieser Hitze und Trockenheit ist die Ernte gut ausgefallen.

Am 16. September wurde eine Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.

Herr Pfarrer Schmidt von Gemünden hielt unter Leitung des Schulvorstandes am 25ten September 1868 die hiesige Herbstprüfung ab.

Am 17. Dezember wurde eine Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.




1869


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 8ten März von Herrn Schulinspektor Ilgen abgehalten, wobei der sämmtliche Schulvorstand zugegen war.

Entlassen wurden 4 Knaben u. 3 Mädchen; aufgenommen dagegen 5 Knaben und 4 Mädchen. Die Schule zählt also jetzt 69 Schüler in folgender Vertheilung auf die Klassen:


Knaben Mädchen Im Ganzen

Kl. I. 10 13 23

„ II. 5 6 11 In Kl. IV. ist ein blindes

„ III. 9 7 16 Kind welches die Schule

„ IV. 10 9 19 nicht besucht.

34 35 69

Alle Kinder sind evangelisch.



Am 21ten Juli wurde eine Conferenz in Emmerichenhain abgehalten.


Am 30ten Juli wurde wieder eine Conferenz gehalten. Der Herr Regierungs - und Schulrath vor dieser Zeit einige Schulen besucht hatte und selbst bei dieser Conferenz beiwohnte.


Herr Pfarrer Schmidt hielt in Gegenwart des Schulvorstandes am 25ten September die hiesige Herbstprüfung ab.


Im Laufe des Jahres starben 3 Kinder. Deßhalb sind jetzt nur noch 66. Schüler.


Den 17. Dezember wurde eine Conferenz in Emmerichenhain abgehalten. Leider war ich durch Krankheit gehindert derselben beizuwohnen.


Der Schulunterricht wurde außer den Ferien durch eine 5 wöchentliche Krankheit des Lehrers gestört.


Den 22. März wurde der Geburtstag Sr. Majestät des Königs gefeiert. Des Morgens ging der Lehrer mit den Kindern nach Gemünden, woselber sich am Festgottesdienst beteiligt wurde. Des Nachmittags wurde den Kindern die Bedeutung des Tages mitgeteilt u. mit noch einigen auf die Feier sich beziehende Liedern wurde wegen des schlechten Wetters die Feier geschlossen.













1870


Die diesjährige Frühlingsprüfung wurde am 28ten März von Herrn Schulinspektor Ilgen abgehalten, wobei sämmtlicher Schulvorstand zugegen war.


Entlassen wurden 4 Knaben und 2 Mädchen; aufgenommen wurden 5 Knaben und 11 Mädchen.

Die Schule zählt 75 Schüler in folgender Vertheilung auf die Klassen:

Knaben Mädchen Im Ganzen

Kl. I. 9 15 24

„ II. 8 14 22 In Kl. IV. ist ein blindes Kind

„ III. 8 7 15 welches die Schule nicht

„ IV 8 6 14 besucht.

33 42 75

Alle Kinder sind evangelisch.


Den 13. Juli wurde eine Conferenz in Emmerichenhain gehalten.


Die diesjährige Herbstprüfung wurde am 17ten September abgehalten.


Den 20. Sept wurde eine Conferenz abgehalten.